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20 Jahre Tams Elektronik

 

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2000 - 2020 | 20 Jahre Tams Elektronik

 

oder:

Vom astabilen Multi-Vibrator

zum Modellbahn-Computer

 

Menschen ohne elektrotechnische Vorbildung werden jetzt stutzen: VIBRATOR??? Alle anderen mit Grundlagenwissen in E-Technik und Wikipedia wissen Bescheid: Es geht um "eine elektronische Schaltung, die als Ausgangssignal nur zwei Zustände kennt, zwischen denen sie periodisch umschaltet".

Zu unserem Firmen-Jubiläum im Jahr 2020 lassen wir 20 Jahre Tams Elektronik und 20 Jahre Modellbahn-Technik Revue passieren. Da ist eine Menge zusammengekommen. Was (uns) in diesen zwei Jahrzehnten wichtig war:

 

Unser Gründungs-"Mythos"

20 Jahre Elektronik für die Modelleisenbahn

Microcontroller am Zug

Quo vadis, Digitalsteuerung?

Wettbewerber am runden Tisch

Einkaufs-Führer für Modelleisenbahner

 

 

Unser Gründungs-"Mythos"

 

Zu behaupten, dass seine Modellbahn seit frühen Kindertagen für den Firmeninhaber "das" Spielzeug schlechthin war, würde sich an dieser Stelle zweifellos gut machen ‒ wäre aber gelogen. Modellbahntechnisch waren die Tams´ zwar eine typische Familie der 1960er mit männlichem Nachwuchs und hatten konsequenterweise eine Modelleisenbahn. Nicht ganz dem Mainstream folgend drehte eine Trix-Express-Bahn im Keller ihre Runden. Hinzu kam noch eine N-Bahn in Kerstens´ Zimmer, die für erste elektrotechnische Versuche herhalten musste.

Nach einem Brand, dem das Kinderzimmer samt Modellbahn zum Opfer fielen, wurde die N-Bahn in den 1970ern ersetzt – durch eine Märklin Mini-Club-Anlage. Der Maßstab erwies sich für einen Jugendlichen mit geringen Ambitionen zum Staubwischen jedoch als Fehlgriff. So fiel es Kersten Tams nicht allzu schwer, sie anlässlich des Umzuges in die erste gemeinsame Wohnung mit seiner damaligen Freundin zu verkaufen. Damit wäre das Kapitel "Modellbahn" eigentlich abgeschlossen gewesen…

… wäre da nicht ein Arbeitskollege, Freund und wesentlich ambitionierterer Modellbahner gewesen. Er hatte 1997 begonnen, Völkner Electronic aus Braunschweig bei der Zusammenstellung eines Modellbahn-Sortiments zu beraten. Was für den Start noch fehlte, war "irgendwas" mit Elektronik zum Selber-Löten. Kein Problem für Kersten Tams: Auf Lochrasterplatine baute er in der Frühstückspause eine kleine Schaltung aus "Grundlagen der Elektrotechnik Band 1" auf, den bereits genannten astabilen Multivibrator ‒ übersetzt für Modellbahner: einen Wechselblinker für Andreaskreuze. Völkner reagierte ein paar Wochen später: "Davon brauchen wir 3.000 Stück." Der WBA-1 war "geboren".

 

 
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Der Wechselblinker WBA-1 für Andreaskreuze

Eigentlich nur eine kleine Bastelei aus dem Grundlagenbuch der Elektrotechnik... Aber für Kersten Tams wurde er zur Initialzündung für den Einstieg in die Modellbahnbranche.

Übrigens: Der Wechselblinker WBA-1 ist immer noch in unserem Lieferprogramm - unverändert seit 1997. Er erfreut sich auch großer Beliebtheit an der Station "Löten" des Junior-College, in dem engagierte Mitglieder des BDEF (Bundesverband Deutscher Eisenbahn-Freunde) Kindern und Jugendlichen das Hobby Modelbahn nahe bringen.

 

Fertigungsprobleme

Da Kersten Tams schon seit Studienzeiten nebenbei Chef einer kleinen Elektronik-Firma war, stellte die Abwicklung dieses Auftrages kein unlösbares Problem dar. Ein Freitagnachmittag wurde für das Packen der Bausätze eingeplant, als Helfer kam der Sohn von Freunden. Am Freitagabend war der Esstisch im Hause Tams mit Platinen, Widerständen, Dioden, Elkos, Transistoren und Platinenbuchsen übersät ... und es waren gerade mal 100 Bausätze fertig. Ohne Nachtschichten wäre es bei dem Tempo mit dem Liefertermin nichts geworden.

Die Lösung des Problems fand sich in der Küche: Mehlschaufeln. Diese gehören übrigens immer noch zur Grundausstattung der Verpackungs-Arbeitsplätze bei der Tams Elektronik.

 

Unser Jahrtausendwende-Problem

Bis Ende 1999 hatte Kersten Tams weitere Bausätze für Völkner entwickelt, bei Tams´ wurden eifrig Bauteile in Tüten "geschaufelt". Völkner wurde von Conrad Electronic übernommen, das Modellbahn-Sortiment sollte ausgebaut werden. Eine der ersten Produktideen hieß: preiswerte Lokdecoder.

Ein Einstieg in die digitale Modellbahntechnik bedingte jedoch einen höheren zeitlichen und finanziellen Aufwand - im Nebenerwerb schlicht nicht zu bewältigen. Das ganz spezielle Jahrtausendwende-Problem für Kersten Tams lautete also: ganz oder gar nicht? Die Antwort ist bekannt: am 03.01.2000 wurde die Tams Elektronik GmbH in das Handelsregister der Stadt Hannover eingetragen.

 

 

20 Jahre Elektronik für die Modelleisenbahn

 

Elektronik + mehr für die Modellbahn – unter diesem Motto entwickeln und fertigen wir seit Ende der 1990er Schaltungen für analoge und digitale Anwendungen und solche, die "sowohl als auch" können. Was dabei herausgekommen ist, spiegelt den technischen Fortschritt in der Elektronik wieder und unsere "Meilensteine" stehen in enger Verbindung zu den Entwicklungen in der gesamten Modellbahn-Branche.

 

Modellbahn anno 2000: Schwerpunkt analog

Im Jahr 2000 drehten die meisten Loks ihre Runden auf einer analog gesteuerten Modellbahnanlage. "Digital" gab es zwar schon seit den 1980er Jahren. Bei Preisen von 70 bis 80 DM für einen Lokdecoder ist der damals geringe Verbreitungsgrad von Digitalsteuerungen jedoch durchaus nachvollziehbar.

 

In den Startlöchern: eine neue Generation Modellbahner

Um die Jahrtausendwende drehte sich das Blatt: Zum einen wurden Digitalkomponenten kostengünstiger, zum anderen stand eine Modellbahner-Generation in den Startlöchern, die technisch "mehr" wollte. Die Jungs* aus den 1940er und 1950er Jahrgängen hatten um das Jahr 2000 Zeit (und Geld), um sich ihren Kindheitstraum von einer eigenen Modellbahnanlage zu erfüllen. Viele von ihnen hatten in ihrem Berufsleben bereits mit technisch anspruchsvollen Steuerungen zu tun gehabt (seit den 1980ern auch zunehmend mit Computern!) und konnten sich für die individuelle Ansteuerung mehrerer Loks auf einem Gleis begeistern.

* Anmerkung: Wir treffen mittlerweile immer mehr Frauen, die ihr Herz für die Modellbahn (und für die Technik neben und unter der Platte) entdeckt haben. Die (Modellbahn-) Emanzipation der Frau beginnt jedoch nach unseren Beobachtungen erst mit den Frauen der 1960er und 1970er Jahrgänge.

 

Elektrotechnik à la 2000

Ende der 1990er Jahre begegneten uns in allen Lebensbereichen Produkte mit dem Zusatz "2000" - als Ausdruck technischen Fortschritts. Rückblickend entlockt uns diese Erinnerung ein Schmunzeln, aber ganz unrecht hatten die Produktmanager damals sicher nicht.

Ein typisches Bauelement auf Decodern aus der Frühzeit der Digitalsteuerung war das als "Mäuseklavier" bezeichneten Dip-Schalter, mit dem viele Decoder "programmiert" wurden. Bei unseren ersten Lokdecodern LD-G-1 und LD-W-1, die ab Anfang 2000 zum damals sensationellen Preis von 29,95 DM erhältlich waren, mussten Adresse und Anfahr-/ Bremsverzögerung durch Lötbrücken eingestellt werden (technisch gesehen war es eine "Billig-Version" der Dip-Schalter). Als wir die letzten Decoder dieser Bauart auf der IMA 2005 in Köln verkauften, erlebten wir einen unerwarteten Run auf diese eigentlich veraltete Technik. Viele Digitalbahner schätzten die mechanische Art der Einstellung, weil ein möglicher Gedächtnisverlust des Prozessors kein Thema war und sie im Zweifelsfall mit einem Blick auf das Lötfeld des Decoders die Einstellungen entschlüsseln konnten.

LD-G-1 und LD-W-1: Unsere ersten Lokdecoder

LD-1_Foto_Abmessungen_LoetfelderLD-1_Andresseinstellung

 

 

 

 

Sieht erst mal kompliziert aus:

Einstellung der Adresse mit Lötbrücken an den Lokdecodern LD-G-1 und LD-W-1

In der Anleitung fand der Modellbahner eine mehrere Seiten umfassende Tabelle, in der die Lötverbindungen für 255 Adressen dargestellt war. Im Beispiel ist die Einstellung der Adresse 107 abgebildet.

LD-1_Adresseinstellung_Beispiel


 

Microcontroller am Zug

 

Die Entwicklung von Microcontrollern ist eng verknüpft mit der von Taschenrechnern. Viele derjenigen, die in den frühen 1970ern Mathematik-Unterricht hatten, werden sich an Rechenschieber erinnern – Taschenrechner gab es eben noch nicht bzw. sie waren für die meisten Menschen unbezahlbar. Etwa 20 Jahre nachdem Taschenrechner zur Grundausstattung im Schulunterricht geworden waren, machten sich die Microcontroller auch auf der Modellbahn breit – meistens unbemerkt, da versteckt in elektronischen Schaltungen.

Warum mit dieser Verspätung? Die Gründe lauten: zu teuer, zu groß, zu wenig leistungsfähig – für den Hobbybereich also schlicht ungeeignet. Dann ging die Entwicklung aber mit rasantem Tempo voran.

 

Light Computer: Microcontroller-gesteuerte Dauerbrenner

Unser erstes Microcontroller-gesteuertes Produkt waren die 1999 entwickelten ersten Versionen des Light Computers (den wir mittlerweile in 24 Versionen anbieten). Von der Software-Version, die im Controller abgespeichert ist, hängt es ab, ob die an 5 Ausgängen angeschlossenen Lämpchen oder LEDs ein offenes Feuer, Reklamelichter, Neonröhren, Gaslaternen, Schweißlichter oder anderes simulieren.

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Die Entwicklung der Microcontroller-gesteuerten Light Computer war der Todesstoß für die kurz zuvor entstandene Reklameschildelektronik, die noch ohne Microcontroller auskommen musste. Im Vergleich zu den Light Computern sah sie aber einfach nur "alt" aus und war in der Herstellung vergleichsweise teuer…

In der Völkner Modellbahnwelt 2000 wurde die Reklameschildelektronik noch präsentiert - ein letztes Mal.

Voelkner-Modellbahnwelt-2000_Reklameschildelektronik

 

Kleiner, preiswerter, leistungsstärker...

… das sind die Grundvoraussetzungen, die ein Microcontroller erfüllen muss, damit er als Basis für die Entwicklung neuer Fahrzeugdecoder interessant ist. In den 2000er Jahre passierte in der Microcontroller-Entwicklung viel – der Anreiz, die Möglichkeiten der neuen Controller für neue, bessere und trotzdem kostengünstige Fahrzeugdecoder auszunutzen war für Kersten Tams entsprechend groß.

LD-G-5_Foto_Abmessungen 2002 entstand der LD-G-5, ein kleiner, preiswerter Lokdecoder für das DCC-Format. Voraussetzung für die Entwicklung des DCC-Decoders war, dass ein kleiner, kostengünstiger Microcontroller verfügbar war, der vom Nutzer beschrieben werden konnte – eine unverzichtbare Eigenschaft für die CV-Programmierung von DCC-Decodern.
LD-G-32_Foto_Abmessungen Der nächste Entwicklungssprung stand an, als die Speicherkapazität der Controller bei gleicher Größe und gleichen Kosten immer größer wurde. Der Entwicklung unserer ersten Multiprotokoll-fähigen Lokdecder LD-G-32 und LD-W-32 im Jahr 2008 stand nichts mehr im Wege.
 

 

Quo vadis, Digitalsteuerung?

 

Im Jahr 2000 gehörten zu unserem Inventar exakt zwei Zentralen, mit denen wir das Spektrum der gängigen Digitalsteuerungen für Motorola- und DCC vollständig abdecken konnten: eine Intellibox von Uhlenbrock und eine Märklin Control Unit 6021. Heute ist unser Bestand an verschiedenen Digitalzentralen deutlich größer…

 

Alte und neue Digitalformate

Von den bereits im Jahr 2000 verbreiteten Digitalformaten kennen die meisten Modellbahner Motorola und DCC – viele nutzen bis heute das eine oder andere Protokoll (oder beide, da sie oft gemeinsam in Multiprotokoll-Komponenten vertreten sind). Selectrix hat in technischer Hinsicht einen eigenen Weg beschritten und sich (vor allem unter den N-Bahnern) eine kleine, aber treue Fan-Gemeinde erhalten.

Andere Digitalprotokolle, die von verschiedenen Herstellern entwickelt wurden (z.B. FMZ von Fleischmann oder Conrad Digital), kann man getrost als Geschichte bezeichnen. Rückblickend erkennt man, dass proprietäre, d.h. herstellerspezifische Systeme in einem kleinen, aber trotzdem dynamischen Markt nur begrenzte Chancen hatten. Die Entwicklungskapazitäten eines einzelnen Herstellers reichen meistens nicht aus, um alle Wünsche der Modellbahner nach technischen Neuheiten zu befriedigen – irgendwann stockt die Weiterentwicklung eines Systems und das System wird damit vor allem für Neueinsteiger uninteressant.

Märklin als größten Modellbahn-Hersteller können wir davon sicher ausnehmen. Das 2005 vorgestellte mfx-Protokoll ist mittlerweile weit verbreitet. Mit der Offenlegung des Protokolls durch Märklin und die Freigabe der Nutzung durch andere Hersteller wird mfx mit Sicherheit noch präsenter werden. Mittlerweile sind wir dabei, Komponenten zu entwickeln, die kompatibel zum mfx-Format sind, 2021 sollen die ersten Produkte lieferbar sein.

 

Vom Sinn der Standards

Die Zahl der Digitalformate, die heute aktiv weiterentwickelt werden, beschränkt sich auf zwei, nämlich DCC und mfx. Muss man das bedauern?

Wir sind ganz klar der Meinung: NEIN! Beide Protokolle bieten ein großes Potenzial und je mehr Menschen mit Engagement und Sachverstand an der Weiterentwicklung mitarbeiten, umso mehr interessante Anwendungsmöglichkeiten eröffnen sich. Und für den Anwender bedeutet das: Er kann aus einer Vielzahl von Produkten verschiedener Hersteller das für ihn (und seinen Geldbeutel) passende Produkt wählen.

 

Bedienkonzepte

Auf der Spielwarenmesse 2006 war unsere Digitalsteuerung EasyControl eine der Neuheiten. Die Idee hinter dem System EasyControl ist, dass sich der Modellbahner die Komponenten "seiner" Modellbahnsteuerung wie aus dem Baukasten passend zu seiner Anlage und seinen Vorstellungen zusammenstellt. Die MasterControl – also die eigentliche Zentrale – hatte daher nur die wesentlichen Bedien- und Anzeigeelemente. Zusätzliche Steuergeräte, die die Steuerung von beliebigen Stellen der Anlage oder mit mehreren "Lokführern" ermöglicht, können genauso wie ein PC einfach in das System eingebunden werden. Dabei können sowohl zum System passende Handsteuergeräte HandControl als auch Steuergeräte anderer Hersteller zum Einsatz kommen.

Noch einen Schritt weiter geht die RedBox, die die MasterControl 2016 als Zentrale ablöste. Sie ist im Grunde nur noch ein Interface mit Zentralenfunktion, an das Anzeige- und Steuergeräte, PC und Rückmelder nach Bedarf und persönlicher Vorliebe angeschlossen werden. Mit der RedBox wurde auch die Einbindung mobiler Endgeräte in das Digitalsystem EasyControl möglich: Ein modifizierter Raspberry Pi ermöglicht die Verwendung von Smartphone und Tablet als mobile Steuergeräte.

Wie es weitergeht? Der PC ist aus der digitalen Anlagensteuerung für viele Modellbahner nicht mehr wegzudenken. Smartphone und Tablet sind bei den meisten Modellbahnern ohnehin vorhanden und in der Handhabung vertraut. Warum sollten sie also Geld in eine Zentrale mit großem Display investieren, die außerdem auch noch an einen festen Standplatz neben der Anlage gebunden ist?

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Wie eine Spinne im Netz hält die RedBox die verschiedenen Komponenten der Digitalsteuerung unter Kontrolle.

 

Was kommt als nächstes?

Der Zug fährt weiter... Auch in unserem Jubiläumsjahr haben wir etliche neue Produkte entwickelt oder "in der Pipeline" - mit mehr oder weniger großem Entwicklungs-Aufwand. Ein "Schnellschuss" war in diesem Sommer die Entwicklung des Power-Blocks. Elektrotechnisch war der Baustein sicher keine Herausforderung, aber von vielen (ordnungsliebenden) Modellbahnern wird er offensichtlich sehr gerne eingesetzt.

Eine ganz andere Größenordnung hat die Weiterentwicklung unseres Digitalsystems EasyControl. Die technische Entwicklung in diesem Bereich ist zeitaufwändig und kostenintensiv. Uns bleibt es dabei wichtig, dass Sie Ihre Digitalsteuerung ausbauen und vorhandene Digitalkomponenten weiter nutzen können, auch wenn die Geräte technisch vielleicht nicht mehr ganz "up to date" sind (oder gar von einem anderen Hersteller stammen!). Nutzlos herumliegenden Elektroschrott gibt es schließlich schon mehr als genug...

Neben der Entwicklung neuer Produkte steht bei uns aktuell die Entwicklung eines Standards für die automatische Anmeldung von RailCom-Sendern bei der Digitalzentrale (Arbeitstitel DCC-A) auf der To-Do-Liste. Das machen wir nicht alleine, sondern mit anderen Mitgliedern der RailCommunity. Warum wir das so machen, erfahren Sie im nächsten Abschnitt "Wettbewerber am runden Tisch".

 

 

Wettbewerber am runden Tisch

 

Für viele Modellbahner (und leider immer noch für einige Modellbahn-Hersteller) erscheint die Vorstellung, dass Konkurrenten gemeinsam Standards für digitale Modellbahnsteuerungen definieren und sich zur Einhaltung verpflichten, sagen wir mal - seltsam. Seit 2005 waren und sind wir aus Überzeugung in verschiedenen Arbeitsgruppen vertreten, die sich mit der Definition von Standards beschäftigt. Auch wenn die Arbeit mitunter zäh vorangeht und die Auseinandersetzung mit den anderen Gruppenmitgliedern mitunter an den Nerven zerrt, sind wir überzeugt, dass alle von der Arbeit profitieren: Hersteller und Anwender.

 

RailCom_rotDie Arbeitsgruppe RailCom

Ende 2005 erhielten wir einen Anruf, der nach einigen Rückfragen dann zum Chef durchgestellt wurde. Am anderen Ende der Leitung: Herr Ziegler von ZIMO. Er war von Herrn Lenz gefragt worden, ob er sich die Mitarbeit in einer neu zu gründenden Arbeitsgruppe vorstellen konnte. Herr Ziegler wiederum fragte nun bei Kersten Tams nach, ob er auch mitmachen würde…

Auf der Nürnberger Spielwarenmesse 2006 stellten wir gemeinsam mit Lenz Elektronik, ZIMO Elektronik und Kühn modell & digital die Arbeitsgruppe RailCom vor und präsentierten die Idee vom Rückmelde-Standard zur Erweiterung des DCC-Protokolls. Die nächsten Jahre waren von harter Arbeit rund um Bits und Bytes geprägt.

Was daraus geworden ist? 2011 wurde RailCom vom Rechteinhaber Lenz zur Nutzung durch andere Hersteller freigegeben. Mittlerweile ist RailCom durch die RailCommunity als RC-Norm 217 definiert.

 

Logo_RailCommunity_finalAus der Not geboren: Die RailCommunity

2007 fand in York (Großbritannien) die alljährliche NMRA-Sitzung in Europa statt – es sollte die letzte auf europäischem Boden sein. York hat uns beeindruckt, die Fahrt mit der North Yorkshire Moors Railway war ein tolles Erlebnis, aber die Sitzung war geprägt von Stillstand und Blockade. Während die europäischen Mitglieder neue technische Entwicklungen in die Normung einfließen lassen wollten, hielten die meisten amerikanischen Mitglieder den Status Quo für völlig ausreichend.

NYMR_Werkstatt In der Werkstatt der North Yorkshire Moors Railway wurde im September 2007 gerade eine echte Lok montiert. Die Fahrt mit der Museumseisenbahn über die Moore gehörte sicher zum beeindruckendsten Teil der NMRA-Sitzung im britischen York.

Das unbefriedigende Ergebnis der Sitzung hatte jedoch Folgen: 2009 wurde die RailCommunity gegründet, der Verband der Hersteller digitaler Modellbahnen, dem aktuell 26 Hersteller angehören. Die Erfahrung aus 10 Jahren Mitarbeit lautet: Eine Norm zu erstellen ist echt harte Arbeit. Es gilt, verschiedene Interessen, zahlreiche technische Details und alle möglichen Auswirkungen zu berücksichtigen und das Ganze auch noch präzise und unmissverständlich zu formulieren.

Sie haben noch nie etwas von der Arbeit der RailCommunity mitbekommen? Dann funktioniert die Idee! Wenn sich alle an die Normen halten, passen die digitalen Komponenten verschiedener Hersteller zueinander. Damit können Sie sich aus einem breiten Spektrum an Produkten verschiedener Hersteller das aussuchen, was am besten zu Ihnen und Ihrem Geldbeutel passt. Und wenn´s doch mal "hakt": Die Hersteller kennen sich von den alljährlich im Mai und September stattfindenden Treffen und klären auch mal Probleme auf dem "kleinen Dienstweg".

 

Neue Kabel für ein altes System

Der Rückmeldebus s88 "fährt" seit über 30 Jahren – mit einfach konstruierten und preiswerten Rückmeldern. Das System litt viele Jahre an einem Manko: die als Busleitungen verwendeten Flachbandkabel mussten mit gebührendem Abstand zu anderen Leitungen verlegt werden, sonst gab es Einstreuungen und damit Fehlmeldungen. Mitte der 2000er Jahre drängten sich gut abgeschirmte Patchkabel, die mittlerweile in jedem Computerladen für wenig Geld erhätlich waren, als Lösung des Problems auf.

s88-N_logoAber selbst bei der Umsetzung eines eigentlich einfachen technischen Lösungsansatzes gilt: Ohne Standard gibt’s Chaos, denn: wie werden die Adern des Kabels zugeordnet? Diskussionen mit anderen Modellbahnern und Herstellern (die sich größtenteils im Internet "kennenlernten") führten 2007 zur Definition des Standards s88-N. Mittlerweile verwendet auch Märklin Patchkabel als s88-Busleitung. Wenn sie es auch nicht offiziell machen, aber auch sie halten sich an den Standard.

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Garant für eine zuverlässige Datenübertragung im s88-Bus*: Patchkabel mit RJ-45 Anschlüssen

* Die preiswerten Kabel aus dem Computerladen sind mittlerweile auch in anderen Bus-Systemen gebräuchlich: z.B. EasyNet und BiDiB.

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Unser neuester Rückmelder für den "alten" s88-Bus: der S88-5 mit integriertem Gleisbelegtmelder. Ein wesentliches Merkmal an diesem s88-Rückmelder sind die RJ 45-Buchsen zum Anschluss von Patchkabeln als Busleitungen.

 

Der fehlende RailCom-Bus

Nachdem die Arbeitsgruppe RailCom die wesentlichen Standards definiert hatte, entwickelten wir 2007 unseren ersten RailCom-Detektor. Das Problem: für die Weiterleitung der Daten an ein Display oder einen PC hatte die Arbeitsgruppe keinen Standard für einen Datenbus festgelegt, und es sah auch nicht so aus, als wenn hier bald eine Einigung möglich wäre (wir sollten Recht behalten, einen von der Arbeitsgruppe definierten RailCom-Bus gibt es bis heute nicht). In dieser Situation entstand RC-Talk, der Tams-eigene RailCom-Bus.

bidib_logoEin moderner Datenbus für die Modellbahn kann allerdings noch viel mehr als RailCom-Messages zum PC zu bringen. Zusammen mit engagierten Modellbahnern, die sich professionell mit Datenkommunikation beschäftigen, und einigen Herstellern von PC-Steuerungs-Software entstand auf der Grundlage von RC-Talk der BiDi-Bus. Der bidirektionale Datenbus ist für die Steuerung der Modellbahn per PC angelegt. Er kann nicht nur Rückmeldungen von Detektoren zum PC bringen, sondern sämtliche stationären Komponenten auf der Anlage direkt ansteuern – ohne Umweg über die Digitalzentrale - und ihre Befindlichkeiten zurückmelden. Mittlerweile haben wir Booster, Zubehördecoder und Detektoren im Programm, die sich per BiDiB intensiv mit dem PC austauschen und so die Grundlagen für eine zuverlässige PC-Steuerung schaffen.

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Gleisbelegtmelder und lokaler RailCom-Detektor HERMES Multi-Decoder MD-2.BiDiB (Servodecoder) Weichendecoder WD-34.BiDiB

Rückmelder und Decoder für BiDiB. Das Besondere: Schaltbefehle und Rückmeldungen werden nicht über die Schienen von der und zur Zentrale geschickt, sondern vom PC-Interface über Patchkabel. Das ist nicht nur sicherer und schneller, sondern macht die Trennung von "Fahren" und "Schalten" zum Prinzip.

 

 

Einkaufs-Führer für Modelleisenbahner

 

Wer sich in den letzten Jahre die Nase am Schaufenster eines Modellbahngeschäftes platt gedrückt hat, gehört zu einer kleinen Minderheit – aus Ermangelung entsprechender Schaufenster. Diese Entwicklung zu bedauern, gehört zum guten Ton – auch wenn wir zugeben müssen, dass wir nicht ganz unschuldig daran sind.

 

Das Internet als Chance

Seit 2002 haben wir einen Internet-Shop, der Sie dazu verführen soll, sich unsere Produkte zuschicken zu lassen. Im Internet geht es jedoch um mehr: Hier können wir ohne an Druckkosten denken zu müssen, Texte und Bilder einstellen, die Sie über unsere Produkte informieren. Mit einem Klick bekommen Sie darüberhinaus Erklärungen, Hintergrund-Informationen, Ersatz für verlegte Anleitungen, Veranstaltungskalender, etc.

 

Im Gespräch mit uns und anderen Herstellern

Damit Sie unsere Produkte "live" erleben können und uns mit Ihren Fragen löchern können, stellen wir seit 2003 auf Modellbahnmessen aus.

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Ausgerechnet in unserem Jubiläumsjahr 2020 sind alle großen Publikumsmessen der Corona-Pandemie zum Opfer gefallen und damit auch unsere Pläne für unser 20. Firmen-Jubiläum.

Daher werden wir wohl erst 2023 unsere 100. Messebeteiligung feiern können. Wir hoffen, dass das klappt, und freuen uns darauf, Sie schon bald wieder auf unserem Messestand begrüßen zu können!

 

Kersten und Cornelia Tams